Totraum hinter der Bilge

Rumpf, Deck, Aufbau, Luken und Fenster Holz, Kunststoff, Metall

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Mats
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Totraum hinter der Bilge

Beitrag von Mats » Donnerstag 13. Oktober 2011, 00:01

Moin zusammen,

beim Reinigen der Bilge habe ich festgestellt, daß sich hinter der Achterwand der Bilge ein hohler Raum befindet. Dieser hat wohl nur an der Unterkante der Bilgenwand über ein kleines Loch eine Verbindung zur Bilge und damit zur Außenwelt. Aufgefallen ist es mir weil in die saubere Bilge immer wieder Schmutzwasser lief, das offenbar durch das kleine Loch aus dem Totraum in die Bilge zurückfloß. Der Raum ist oben begrenzt durch die Schräge von der Wellendichtung zur Achterkante der Bilge, an den Seiten durch die Bootswand und hinten durch das Ruder.

Hat jemand eine Idee wozu dieser Raum da ist?
Warum er nicht einfach ausgeschäumt und komplett verschlossen wurde?
Gab es 1973 noch keinen PU-Schaum?
Hat schon mal jemand den Raum nachträglich ausgeschäumt?

Beste Grüße

Mats, V 50

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Lasse O.
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Totraum

Beitrag von Lasse O. » Donnerstag 13. Oktober 2011, 17:42

Hallo Mats, bei der V 40 ist es genau so. Die Bilge ist durch ein Schott geteilt könnte man sagen. Ich habe vor, einen Inspekionsdeckel dort einzubauen, dann kann man zumindest mal hineinsehen, bzw. mit dem Wischmob d ran. Ausschäumen will ich den nicht, einmal weil ein vernünftiger geschlossenporiger Schaum bei den Mengen ordentlich Gewicht hat, zweitens weil das Volumen dann fehlt, sollte doch mal Wasser in die Bilge laufen und außerdem wird man keine vernünftige Haftung des Schaums auf der alten (wahrscheinlich fettigen/öligen) Oberfläche hibekommen. Dann steht Wasser zwischen Schaum und Bordwand und das will man ja auch nicht. Ich habe es in diesem Sommer geschafft, die gesamte Bilge völlig trocken zu halten, da leckte auch nichts mehr aus dem achteren Teil. In diesem Winter schneide ich den Wassertank auf und lege einen Sack hinein, dann ist auch kein Wasser mehr im vorderen Kielbereich.
Gruß, Lasse
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Beitrag von vindoede » Donnerstag 13. Oktober 2011, 19:44

Moin,

diese Struktur dient der Versteifung der Rumpfschale.

Damit ereicht man zunächst mal, dass nach dem Entformen und vor dem Einbau der Schotten die Rumpfschale möglichst steif bleibt.

Durch die Ruderaufhängung und den Motor werden in diesem Bereich auch nicht unerhebliche Kräfte in den Rumpf eingeleitet.

Ich würde auch auf den Einbau eines Inspektionsdeckels verzichten.
(Das schwächt die Konstruktion)

Geschlossenporigen Schaum als Plattenware hat Vindö erst ab 1976 eingesetzt.

Ich kann auch keinen Sinn darin erkennen den Raum auszuschäumen.
Das ist eher, wie Lasse es schon beschrieben hat, kontraproduktiv.
Gruss aus Flensburg
Heinrich

Mats
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Beitrag von Mats » Donnerstag 13. Oktober 2011, 23:55

Lasse und Heinrich, erst mal vielen Dank für die präziesen Ausführungen! Die Erklärung mit der Aussteifung in diesem Bereich erscheint mir plausibel.

Vielleicht noch eine Erklärung von mir, was mich eigentlich in diese unergründlichen Tiefen treibt: Die jetzige Maschine wiegt ca. 100 kg weniger als die original Volvo-Maschine. Mein Ansinnen ist die Bilge mit 100 kg Blei aufzufüllen (Kugeln, Hackblei oder ähnliches mit Epoxidharz vergießen), um das Boot steifer zu bekommen, d.h. letztendlich mehr PS am Wind.
Wenn ich damit aber die einzige Öffnung dieses Totraum verschließe, ist das vielleicht nicht so gut. Ich weiß eben nicht, was sich da so im Laufe der Jahre so eingenistet hat oder irgendwann mal hineingelangt.....Darum der Gedanke mit dem Ausschäumen. Das der potentielle Schaum eine hohe Dichte hat, kann ich mir nicht so richtig vorstellen. Ich habe mich aber auch noch nicht kundig gemacht, was für ein Schaum für diesen Zweck geeignet wäre. Vielleicht weiß das jemand im Forum.

Grüße von Mats

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Schaum

Beitrag von Lasse O. » Freitag 14. Oktober 2011, 09:46

Hallo Mats,
Hier sieht man die von Heinrich angesprochene Phase des Ausbaus einigermaßen:

http://www.fky.org/prestodata/record.ph ... config=std

Was den Schaum angeht, ich habe hier eine Probe Epoxy Foam von Sicomin auf dem Schreibtisch liegen, das Gewicht wird je nach Version zwischen 170 Kg und 600 Kg je Kubikmeter angegeben.

Ich sehe es so wie Heinrich, in die Konstruktion eines Schiffes einzugreifen ist immer sehr heikel. Mehr Ballast einzulegen ist im Prinzip natürlich kein ungewöhnliches Ansinnen, ich für meinen Teil würde aber als ersten Schritt mal eine Sommer Blei einlegen, bevor ich das mit Epoxy endfest mache.

Wenn dank leichterer Maschine das Originalgewicht nach unten rutscht kann das natürlich theoretisch nicht schaden, aber nichts geht über ausprobieren.

Wenn man die Festigkeit der Konstruktion nicht gefährden will, besteht noch die Möglichkeit, die vorhandene Wegerung dieses Schottes etwas nach oben hin zu vergrößern, auch daran habe ich schon gedacht.

Auf alle Fälle wäre es schön, dort zu Reinigungszwecken heranzukommen.

Gruß, Lasse
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Beitrag von Lasse O. » Freitag 14. Oktober 2011, 09:49

Auf Seite 3 des V-40 Handbuches sieht man den Aufbau der Bilge recht gut, bei der 50er wird es recht ähnlich sein


http://www.vindo.de/handbooks/vindo40handbook.pdf
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Beitrag von Heiko » Freitag 14. Oktober 2011, 10:58

Meine neue Maschine wiegt etwa 80 kg weniger als der alte Volvo, ich merke aber beim Segeln keinen Unterschied.
Lasse: Was für einen Sack verwendest du als Wassertank ? Ich habe bislang noch nichts passendes gefunden, außer Spezialanfertigungen, dann aber teuer...

Gruß, Heiko

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Wassersack

Beitrag von Lasse O. » Freitag 14. Oktober 2011, 11:08

Spannend, ich habe nach Spezialanfertigern gesucht und nicht gefunden, nur für starre PET-Tanks, das würde aber recht teuer und kostet auch viel Platz, der in dem engen Kiel ja nicht vorhanden ist. Ich habe mich (vorläufig) für den 160-Liter Sack von Vetus entschieden, da kann man die Entnahme-Stutzen selber positionieren und der ist so groß, dass er sich hoffentlich schön in den raum schmiegt. Ich hoffe nur, dass das Betanken problemlos klappt. Aber ich will endlich ein trockenes Schiff und nicht immer die Bilge randvoll mit Süßwasser haben. Zudem ist es auch nicht mehr wirklich appetitlich da drinnen, obwohl ich den Kielraum in jedem Frühjahr gesäubert habe. Ein Problem ist noch der Schwallschutz, der muss raus.
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Beitrag von adrian » Montag 18. November 2013, 17:03

Hey Lasse,

hast Du inzwischen Erfahrungen mit deinem Vetus Wassersack? Ich habe auch mal den Deckel abgemacht und Bodensatz und abbläternde Beschichtung gefunden. Nicht so richtig appetilich. Jetzt laße ich erst mal alles durchtrocknen.
Adrian

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Beitrag von Lasse O. » Montag 18. November 2013, 17:34

Hallo, ich habe diese Baustelle noch nicht weiter beackert... fahre immer noch mit der nassen Bilge.... Eine Schande, aber mittlerweile bin ich auch gedanklich schon umgeschwenkt auf ausmahlen mi lebensmittelechtem Epoxy, hab darüber etwas im practical boat owner gelesen, kann ich mal raussuchen, wenn das gewünscht wird. Gruß, Lasse
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Beitrag von adrian » Montag 18. November 2013, 17:41

Ja, wäre nett wenn Du das raussuchen könntest. Wahrscheinlich ist das mit dem Sack reintun ja schneller gemacht, aber kann man ja mal drüber nachdenken. Meine mail ady gibts per pn.

Adrian

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Beitrag von vindoede » Dienstag 19. November 2013, 09:05

Moin Lasse,

das wäre prima, wenn Du den Artikel heraussuchen könntest.

Vor diesem Problem steht kurz über lang jeder Eigner einer Vindö.

Bei unserer V50 hat der Tank einen relativ grossen Inspektionsdeckel - dieser wird allerdings vom Halbschott der Pantry überragt. Dadurch ist die Übersicht und auch die Zugänglichkeit stark eingeschränkt.

Ich frage mich, ob eine neue Beschichtung in ausreichender Oberflächenqualität ohne den grossen Schnitt durchführbar ist.
Gruss aus Flensburg
Heinrich

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Beitrag von Lasse O. » Dienstag 19. November 2013, 09:23

Hallo Heinrich, hab den als pdf, an welche adresse soll ich den schicken, kann man den hier archivieren? Gruß, Lasse
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Beitrag von vindoede » Dienstag 19. November 2013, 12:49

Hallo Lasse,

schick ihn zu Tom oder zu mir. Einer stellt ihn dann hier im Archiv ein.
Gruss aus Flensburg
Heinrich

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