Luvgierigkeit

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rugia
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Luvgierigkeit

Beitrag von rugia » Samstag 22. Februar 2003, 22:23

Habe es mal getrennt, da es einen eigenen Thread verdient hat! Seekreuzer

Hallo
Ich habe das Problem mit meiner Vindö 32 das sie so Luvgierig ist.
Den Mast habe ich auch schon vertrimmt (bringt nichts).
Hat schon mal einer den Mast richtung Bug gestellt?
Das Achterstag an meiner 32 ist nicht trimmbar.Wie sollte man es am besten umbauen (Hahnepott)?
Vielen Dank im vorraus
Viele Grüße aus Berlin Detlef

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TomM
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Re: Schneller als der Wind?

Beitrag von TomM » Montag 24. Februar 2003, 02:36

rugia hat geschrieben:Hallo
Ich habe das Problem mit meiner Vindö 32 das sie so Luvgierig ist.
Den Mast habe ich auch schon vertrimmt (bringt nichts).
Hat schon mal einer den Mast richtung Bug gestellt?
Das Achterstag an meiner 32 ist nicht trimmbar.Wie sollte man es am besten umbauen (Hahnepott)?
Vielen Dank im vorraus
Also rugia, als Erstes hast Du mal kein 7/8 Rigg, oder? Nun und dann gehts weiter. So pauschal kann man nach meiner Erfahrung nichts über die Luvgierigkeit aussagen. Meine 32er ist auch sehr Luvgierig, das ist bei mir nur durch fieren des Groß, oder durch Reffen, unter Kontrolle zu halten.

Also um nun mal zu analysieren, müsste man erst amal wissen wie Du besegelt bist.

Als Beispiel, ich habe ein Lattengroß (schwer und etwa 4 m² mehr Fläche als das Original) und eine Rollgenua (etwa 125%). Dazu einen Blister mit 60m² und ein Sturmfock mit 6 m², sowie das standard Groß.
Ich reffe (bzw. fiere) sofort wenn die Lufgierigkeit über 10° bis 15° Gegenruder kommt. Das ist meine erste Regel weil's dann eh nur noch bremst.

Der toppgetakelte Mast kann nur wenig getrimmt werden, und dann nur mit den vorderen Unterwanten. Das Achterstag bringt ausschließlich Spannung auf das Vorstag (gegen Durchhängen) da hab ich ne gute Lösung gefunden, von der ich glaube, dass sie so vorgesehen war (siehe http://vindoe-forum.50n.de/viewtopic.php?t=61).

Mast nach vorne bringt Mastfall mit sich und das führt auch zur Luvtendenz. Surfer fahren den Mast achterlich für Halbwind- und Raume Kurse und vorlich für Amwind Kurse. Grund ist, durch den Mastfall bringen Surfer den Lateraldruckpunkt nach hinten bzw. nach vorne.

Meine Vermutung ist, dass Du die Dame zu lange mit vollen Segeln fährst. Mein Faustregel ist einmal das Gegenruder, und zum anderen die Krängung. Über 25° Lage kannst Du beruhigt reffen, die Vindö wird dann nicht mehr nennenswert schneller.

Ich hatte mal den Tipp bekommen erst das Groß zu reffen und die Genua voll stehen zu lassen - viel gebracht hat das allerdings nicht. Ich habe ausserdem eine dritte Reffreihe einnähen lassen, bringt viel.

Zur Erinnerung, toppgetakelte Boote beziehen ihren Vortrieb aus dem Vorsegel. Das Groß macht die Musik auf Amwind Kursen - ganz anders als bei moderen 7/8 Riggs und/oder Rümpfen mit geteiltem Lateralplan.

Ich suche mal die Grundregeln raus, hab da ne schöne Trimmfiebel von Diekow - sehr zu empfehlen.

Und hier mal schauen http://vindoe-forum.50n.de/viewtopic.php?t=18
so long -> Tom

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rugia
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Re: Schneller als der Wind?

Beitrag von rugia » Montag 24. Februar 2003, 19:11

TomM hat geschrieben:
rugia hat geschrieben:Hallo
Ich habe das Problem mit meiner Vindö 32 das sie so Luvgierig ist.
Den Mast habe ich auch schon vertrimmt (bringt nichts).
Hat schon mal einer den Mast richtung Bug gestellt?
Das Achterstag an meiner 32 ist nicht trimmbar.Wie sollte man es am besten umbauen (Hahnepott)?
Vielen Dank im vorraus
Also rugia, als Erstes hast Du mal kein 7/8 Rigg, oder? Nun und dann gehts weiter. So pauschal kann man nach meiner Erfahrung nichts über die Luvgierigkeit aussagen. Meine 32er ist auch sehr Luvgierig, das ist bei mir nur durch fieren des Groß, oder durch Reffen, unter Kontrolle zu halten.

Also um nun mal zu analysieren, müsste man erst amal wissen wie Du besegelt bist.

Als Beispiel, ich habe ein Lattengroß (schwer und etwa 4 m² mehr Fläche als das Original) und eine Rollgenua (etwa 125%). Dazu einen Blister mit 60m² und ein Sturmfock mit 6 m², sowie das standard Groß.
Ich reffe (bzw. fiere) sofort wenn die Lufgierigkeit über 10° bis 15° Gegenruder kommt. Das ist meine erste Regel weil's dann eh nur noch bremst.

Der toppgetakelte Mast kann nur wenig getrimmt werden, und dann nur mit den vorderen Unterwanten. Das Achterstag bringt ausschließlich Spannung auf das Vorstag (gegen Durchhängen) da hab ich ne gute Lösung gefunden, von der ich glaube, dass sie so vorgesehen war (siehe http://vindoe-forum.50n.de/viewtopic.php?t=61).

Mast nach vorne bringt Mastfall mit sich und das führt auch zur Luvtendenz. Surfer fahren den Mast achterlich für Halbwind- und Raume Kurse und vorlich für Amwind Kurse. Grund ist, durch den Mastfall bringen Surfer den Lateraldruckpunkt nach hinten bzw. nach vorne.

Meine Vermutung ist, dass Du die Dame zu lange mit vollen Segeln fährst. Mein Faustregel ist einmal das Gegenruder, und zum anderen die Krängung. Über 25° Lage kannst Du beruhigt reffen, die Vindö wird dann nicht mehr nennenswert schneller.

Ich hatte mal den Tipp bekommen erst das Groß zu reffen und die Genua voll stehen zu lassen - viel gebracht hat das allerdings nicht. Ich habe ausserdem eine dritte Reffreihe einnähen lassen, bringt viel.

Zur Erinnerung, toppgetakelte Boote beziehen ihren Vortrieb aus dem Vorsegel. Das Groß macht die Musik auf Amwind Kursen - ganz anders als bei moderen 7/8 Riggs und/oder Rümpfen mit geteiltem Lateralplan.

Ich suche mal die Grundregeln raus, hab da ne schöne Trimmfiebel von Diekow - sehr zu empfehlen.

Und hier mal schauen http://vindoe-forum.50n.de/viewtopic.php?t=18
Hallo
Vielen Dank für die Tips.Das mit dem frühen Reffen war mir neu.
Klar segel ich lange Vollzeug und 25 ° lage sind keine Seltenheit.
Naja muß ich mich halt umgewöhnen.Segel lasse ich mir gerade
ein Satz neue schneidern, meine alten sind schon ganz schön "ausgeleiert" zuviel Bauch .Ich bekomme 1 Groß 1Rollreff Genua
125° und 1 Rollreff Fock alles Triradial. Davon verspreche ich mir eine Menge gerade im Punkt Luvgierigkeit.
Eine Frage hätte ich do noch.Kann man bei der 32 einen Faltpropeller
anbauen ? Meine ist mit einem Volvo MD2B 25 PS und Dreiblattpropeller
bestückt.So das solls gewesen sein .
Vielen Dank und Tüschüß Rugia

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Beitrag von TomM » Montag 24. Februar 2003, 19:57

Hört sich doch alles gut an. Aber warum solls das nun gewesen sein :wonder:

Für Deine Luvgierigkeit mußt Du Deine Taktik herausfinden, die Tipps sollten nur einen Anhaltspunkt geben. Es ist eben ein Problem des Langkielers, der sich auf raumen Kursen am wohlsten fühlt. Da der Kiel nie gerade im Wasser liegt kommt es leicht zur Luv- oder Leegierigkeit. Z.B. auf Backbordbug habe ich eine relativ geringe Luvtendenz (nein men Mast steht gerade und die Oberwanten sind fest) - auf Steuerbordbug ist es manchmal, aber nur manchmal zum verzweifeln. Im Winterlager habe ich aber schon bemerkt, dass der Kiel einen leichten Bogen hat, nur gaaaanz leicht - daran könnte es halt auch liegen.

Mit dem Faltprop, nun ja ich hätte auch gerne einen, er passt aber sicher nicht in den Schraubenbrunnen. Vielleicht der Autoprop mit drei Flügeln - schien mir aber nicht gut, da er auch weit nach achtern auslädt. Andererseits, eine Vindö ist eben keine Rennziege -also was soll's

Bis bald im Forum
so long -> Tom

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Beitrag von vindoede » Montag 24. Februar 2003, 22:15

Moin,
na da will ich doch meinen Senf auch noch dazu geben.
Die Luvgierigkeit ist bei unseren alten Damen ein Problem.
Bei mehr als 20° Lage werden sie durch das sehr starre Rigg eben luvgierig. Ich persönlich halte es da ähnlich wie Tom und reffe relativ frühzeitig das Gross (konventionell) ins 1. Reff. Vorher allerdings benutze ich das Cunningham um das Grosssegel sehr flach zu ziehen. Damit lässt sich das Gross dann etwas offener fahren und die Krängung lässt doch spürbar nach und damit eben auch die Luvgierigkeit. Bei einem wenig trimmbaren Rigg (auf unserem Schiff sind selbst die Achterstagen starr) ist eben der Segeltrimm die einzige Möglichkeit auf das Krängungsverhalten Einfluss zu nehmen. Man sollte also mit Liekstreckern, Traveller und Reff probieren, bis man die für das eigene Schiff beste Einstellung gefunden hat. Vindös haben gewisse Toleranzen in den beiden Rumpfhälften (siehe Tom`s Text) und somit wird jedes Schiff etwas unterschiedliche Grenzbereiche haben.

@Tom mit so einem Autoprop habe ich auch schon geliebäugelt.
Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass die Wirkung im Verhältnis zur mitlaufenden Schraube eher marginal ist. Wirklich abgehalten hat mich bisher der hohe Preis.
Gruss aus Flensburg
Heinrich

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Beitrag von TomM » Montag 24. Februar 2003, 22:27

vindoede hat geschrieben:Moin,
@Tom mit so einem Autoprop habe ich auch schon geliebäugelt.
Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass die Wirkung im Verhältnis zur mitlaufenden Schraube eher marginal ist. Wirklich abgehalten hat mich bisher der hohe Preis.
Gruss aus Flensburg
Heinrich
Ja, das isses eben bei mir auch - der Dreiflügler ist elendig teuer und ob er wirklich was bringt :wonder: :gruebel: :wonder:

Ausserdem ist bei der 32 wirklich wenig Platz im Schraubenbrunnen - da hab ich so meine Bedenken ob das überhaupt passt.

Und Wie Du schon gesagt hast - bei dem Kiel ist die mitlaufende Schraube nun mal wirklich das geringste Problem - vieleicht bei Leichtwind :eyes:
so long -> Tom

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