Neubau eines Sülls für eine Vindö 32 - So haben wir es geschafft

Rumpf, Deck, Aufbau, Luken und Fenster Holz, Kunststoff, Metall

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aliento-berlin
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Neubau eines Sülls für eine Vindö 32 - So haben wir es geschafft

Beitrag von aliento-berlin » Donnerstag 24. Oktober 2024, 18:19

Meine Vindö 32 hat ein neues Süll. Das alte war nicht mehr zu retten. Das neue Süll ist super schön geworden. In diesem Beitrag möchte ich kurz die zehn Bauphasen dieses Refit-Projektes vorstellen. Drei Fotos ergänzen diese kurze Doku. Mehr Fotos lässt dieses Forum pro Beitrag nicht zu. Wer trotzdem mehr über den Neubau des Sülls für meine Vindö 32 wissen möchte, kann sich eine ausführlichere Dokumentation mit deutlich mehr Fotos auf der Website für mein Segelboot anschauen: Refit: Ein neues Süll für Aliento

Das neue Süll habe ich nicht etwa selbst gebaut. Das hätte meine handwerklichnen Fähigkeiten überfordert. Meiner Meinung nach ist so ein Projekt ein paar Nummern zu groß für den normalen Werkellaien. Die größte Herausforderung sind vermutlich die drei Schäftungen, mit denen die vier formverleimten Süll-Rohling miteinander verbunden werden, und die beiden Schäftungen bzw. Landungen an der Kajüte. Außerdem ist es nicht ganz einfach, die vielen Lagen Furnier mit Epoxi einzusumpfen und dann über die nötige Länge in einem Plastiksack für das Vakuumverfahren an die Schablonen zu zwingen. Diese Arbeiten hätten mein handwerkliches Geschick ganz bestimmt überfordert.

Für den Neubau des Sülls habe ich einen Profi angeheuert: Alexander Schalk aus Berlin (Website: holzwunder.com). Mit dem Ergebnis seiner Arbeit bin ich hunderprozentig zufrieden. Das neue Süll sieht klasse aus. Der Lack ist so blank, dass man sich in ihm spiegeln kann. Die Schäftungen sind perfekt. Außerdem hat das neue Süll jetzt bei der achterlichen Schäftung keinen Knick mehr wie es (wenn auch nur ganz sachte) beim Original-Süll der Fall war. Deshalb lautet mein Urteil: Das neue Süll ist besser als das Original. Ich bin froh, dass Alexander dieses Refit-Projekt für mich gemeistert hat.

Ganz unbeteiligt war ich beim Neubau des Sülls allerdings nicht. Ich konnte mich als Handlanger nützlich machen und dem Bootsbauer viele Stunden Arbeit abnehmen, die vermutlich niemand wirklich gerne macht, weil sie eher öde und zeitraubend sind, jedoch ebenfalls wichtig für das Gelingen des Neubauprojektes sind: alten Süll herausoperieren, Reste von der Plichtschale entfernen, Silikonreste entfernen, schleifen, fettfrei machen, abkleben und alles für den Einbau des neuen Sülls vorbereiten. Außerdem habe ich mir zugetraut, die Fugen mit Fugenmasse zu vergießen. Nun ja, eine Meisterfuge ist das vermutlich eher nicht geworden, aber auch keine echte Katastrophe. Fakt ist, dass das Deck meiner Vindö nun rundrum dicht ist. Das ist der beste Schutz für die formverleimten Bauteile einer Vindö.

Die Bauphasen: Vom alten Süll zum neuen Süll in acht Akten

1. Maß nehmen: Der Bau der Schablonen findet an Bord statt, solange man am alten Süll Maß nehmen kann.

2. Rohlinge anfertigen: Für den neuen Süll werden vier Rohlinge aus Furnier hergestellt: pro Bordseite je ein Längsteil und ein gerundetes Eckstück. Diese Rohlinge bestehen aus neun Schichten Furnier, das an den Schablonen gebogen und im Vakuumverfahren mit Epoxidharz zur Form verleimt wird.

3. Parallel erfolgen an Bord die Arbeiten des Handlangers:

3.1 Abbauen und abreißen: Das alte Süll muss raus. Das erledige ich mit Stechbeiteln und zum Schluss mit einem Stück Holzlatte als Hebel.

3.2 Sauber machen: Alle Flächen müssen von Silikon und Dichtmasse gesäubert werden. Das ist die Vorbereitung für den späteren Einbau des neuen Sülls.

3.3 Fugen erneuern: Undichte Fugen waren die Übeltäter. Nun, wo der Süll raus ist, kommt man endlich an alle Fugen ran, die noch zu erneuern sind.

4. Rohlinge schäften: Vorne an der Kajüte erstellt Alexander an Steuerbord und an Backbord die Landungen des neuen Sülls an die Kajüte. Diese Landungen oder Schäftungen halte ich für die größte Herausforderung. Anschließend verbindet der Bootsbauer pro Bordseite das Längsteil mit dem runden Eckstück. Ergebnis sind zwei lange Süll-Hälften. Zwei nötige Arbeiten erfolgen in dieser Phase: Zum einen erstellt Alexander die Schäftung für die achterliche Verbindung der beiden Hälften. Außerdem sägt er die obere Kante so zurecht, dass das neue Süll auch der Höhe nach in Form kommt.

5. Süll einbauen: Nun setzen wir das neue Süll an Bord ein. Damit das dauerhaft hält, müssen alle Stellen, an denen geklebt wird, sauber geputzt, staub- und fettfrei sein. Die achterliche Schäftung und die beiden Landungen an der Kajüte verkleben wir mit Epoxidharz. Die untere Kannte des Sülls kleben wir mit schwarzer Fugendichtmasse „Sealine 1000) in die Plicht-Box aus GFK.

6. Schrauben: Alexander schraubt den eingeklebten Süll an die Plichtbox, von außen montiert er die beiden Winschbretter mit Schrauben und Kleber an das neue Süll. Anschließend verschließt der Bootsbauer die Schraubenlöcher mit Holzpfropfen aus Mahagoni. Alles sieht perfekt aus.

7. Lackieren, schleifen, lackieren: Das Süll bekommt seinen Lack ab. Der Auftrag erfolgt in mehreren Schichten mit Zwischenschliff. Das dauert mehrere Tage.

8. Neue Leisten: Parallel zum Lackieren erstellt der Bootsbauer einen neuen Handlauf aus Teak. Diese Leisten bilden den oberen Abschluss des Sülls.

9. Fugen ausgießen: Die beiden Fugen zwischen Teakdeck und neuem Süll (= Außenfuge) sowie zwischen Süll und Sitzflächen (Innenfuge) werden mit schwarzer Fugendichtmasse aufgefüllt und mit einer schönen U-Fuge abgeschlossen.

Exkurs: Als Fugenmasse habe ich mich wieder für Sealine 1000 entschieden. Mit dieser habe ich vor rund zehn Jahren die Fugen zwischen den Teakleisten auf dem Vordecks, den beiden Laufdecks und dem achterlichen Teakdeck vergossen. Damals habe ich alternative Produkte getestet: zwei 10 mm starke Leisten in einem Abstand von 5 mm zusammenkleben und später wie in einem Scharnier aufeinander klappen. Nur bei Sealine 1000 hat die Fuge zwischen den Leisten gehalten. Bei anderen Produkten ist die Fuge irgendwann auf- und dann ganz durchgerissen. Auch nach zehn Jahren sind die Fugen in meinem Deck dicht. Fazit: Ich persänlich bin von der Qualität dieser Mumpe absolut überzeugt.

10. Verschlusssache: Das neue Süll ist fertig. Eigentlich. Jetzt fehlen nur noch die beiden Stützen zwischen den Winschbrettern und dem Deck sowie die vielen Verschlüsse für die Spray-Hood und Kuchenbude.

Mehr Infos und Fotos zu diesem Refit-Projekt "Neubau eines Sülls fü+r eine Vindö 32" gibt es auf meiner Segelboot-Website hier:
Refit: Ein neues Süll für Aliento
Dateianhänge
221 Schablone Steuerbord - Furnier im Vakuum verleimt - Süll Vindoe - min.jpg
221 Schablone Steuerbord - Furnier im Vakuum verleimt - Süll Vindoe - min.jpg (102.1 KiB) 1568 mal betrachtet
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306 Formverleimte Bauteile - Test an Bord - Süll Vindoe 32.jpg (208.34 KiB) 1568 mal betrachtet
802 Süll lackieren - Lack-3-Finisch + Handlauf_Teak- Süll Vindö.jpg
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Ralfus
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Re: Neubau eines Sülls für eine Vindö 32 - So haben wir es geschafft

Beitrag von Ralfus » Dienstag 21. Januar 2025, 12:49

… ist wirklich schön geworden! Goldene Handwerkskunst.
Grüße Ralf
...hält er oder hält er nicht...

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