Alles fing an mit dem Frust mit drei Surfbrettern und einem Auto voller Segel dem Wind hinterher zu reisen. Klar, Zeeland ist das Nächste für uns 50ter Breitengrädler. Aber auch Mistral in Frankreich und Irlands Westküste waren so die Reviere. Unbequem und teuer wars - und der Wind wurde irgendwie seit drei Jahren immer weniger. Der Sinker wollte nicht mehr laufen und mangels Training - es gab ja nie mehr Wind - wurde die Surferei auch immer anstrengender.
Und dann, irgendwann in Zeeland schlenderten wir durch den Yachthafen, sahen ein Holzboot, so richtig schön, und fragten die Eigner ob wir denn mal schauen dürften. Ja, kam es klar und deutlich - sofort wurde der Sherry auf den Tisch gestellt, und wir kletterten auf der 7,5m langen Yacht hin und her. Eine Reincke Omega aus formverleimten Sperrholz war es. Alles war drinnen, Toilette, Tisch, Bank und Bett. Nach einigen Sherry war mir klar - dass isses, ein Schiff muß her. Wir hatten ja auch gleich liebe Freunde und hielten Ausschau. Da stand sie dann, die Delanta mit der alles anfing, 7,5m, Toilette, Dinette, Bett, Dieselchen und Platz für die Surfbretter (vergiss es habe ich einmal mitgenommen).
So fing es dann an, wir mussten viel lernen, nicht mit den Segeln, dass kannten wir vom Surfen bestens, aber Manöverieren, Einschätzen, fahren eben.

Oltgensplaat mit unseren neuen Freunden (das Plastikboot ist die "down under")
Wir fuhren viele Strecken, binnen bis Gouda, sämtliche Meere vom Haringsfliet bis Doortse Kiel, und natürlich, nach dem die erste Angst vor der Tide weg war, die Schlede (Oosterschelde).
Dann wechselten wir den Hafen, ein neuer wurde gebaut, der war eine halbe Stunde weniger Fahrzeit und lag direkt in der Osterschelde. Wemeldinge, unsere Freunde wechselten mit. Der Teufel wollte es, wir hatten einen Platz direkt mit Sicht auf den Yachtmakler. So sahen wir jedes neue zum Verkauf stehende Schiff sofort und als Erste. Der Traum vom Holzboot - wir kannten ja die Omega ("Jule") - war ewig latent in uns. Und eines Tages im Frühjahr 1995 kam es wie es kommen musste, Eine Vindö 32 stand zum Verkauf. Viel hin und her, besichtigen, drei mal am Tag, noch mal und nochmal. Wo kam sie her, wie kam sie nach Zeeland, Wer waren die Eigner. Gekauft! Ein wenig rumgesegelt auf der Oosterschelde, da war sie, unser Stolz:

Die "Undin", heute findet man im Mast noch ein Radar
Noch im gleichen Jahr wurde der Entschluß gefasst einen Herrentörn nach England im folgenden Mai zu machen. Oh Mann, vier Mann hoch auf 'ner 32er - aber es klappte.

V.l.n.r. Lunzli, Ernst (er brachte uns zum Segeln leider ist er im Herbst 2002 gestorben), Klausi-Mausi und an der Pinne ich.
Der erste Törn, ginge in Tagesetappen von Wemeldinge nach Breskens, nach Nieuwport (B)

Nieuwport , Belgien
Hier erlebten wir erstmals den Zoll, er kam an Board und fragte uns aus als kämen wir direkt über den Atlantik

Zoll an Board, Ernst diskutiert sehr seriös.
Über Calais(F) ging es nach Dover(GB) und von dort nach Eastbourne (GB) leider wurden wir dort, es war erst mitte Mai eingeweht und mussten so direkt zurück, wir hatten ja nur zwei Wochen.

Voller Stolz - zum ersten mal durch den Kanal
Tj, was soll ich sagen, den Törn machte ich im gleichen Jahr mit meiner Frau zum zweiten mal, diesmal kamen wir bis Brighton

Die Schleuse zum Hafen Eastbourne
Zwei Jahre später ging es zum ersten Langtörn nach Dänemark.


Erst Westwärts und dann unter Blister noch Norden.
Ziemlich sturmgeprüft ging es zurück, Binnen, über die stehende Mastroute von Delfzijl über Harlingen, Ijsselmeer, Amsterdam, Ijmuiden, Scheveningen, Haringsfliet, Browershaven direkt ins Winterlager Anfang Dezember brrrr war das kalt - aber toll.

Start in Delfzijl
Wir hatten immer ein "Begleitfahrzeug" auf dem Weg zurück, denn es blieb uns ja nur das Wochenende.
Noch ein kurzer Nachruf an meinen Freund Ernst, der uns zum Segeln gebracht hat und mit uns viele Tage und Wochen auf dem Wasser verbracht hat. Ob wir ohne Ihn jemals so "verrückt" geworden wären ist fraglich. Wir werden ihn in unseren Herzen behalten.
Zum Schiff:
Segelnummer 430 ist angeblich das letzte gebaute Schiff, ich bin aber nicht sicher.
Das Baujahr ist nach den zwei Konkursen der Werft nich ganz klar, es müsste aber 1982, also das Jahr des zweiten Konkurses sein. Voreigner war ein Belgier, der das Schiff per Decksfracht aus Schweden holte. Er hatte es von einem älteren Schweden gekauft. Der ursprüngliche Schiffsname war UNDIN, den bekam das Schiff wieder. Bis heute weiß ich nicht, ob es nur ein Übermittlungsfehler war, oder ob die Göttin Undine in Schweden Undin heißt. Das möchte ich gerne noch herausfinden.